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Shadowrun (Harebrained Schemes)


Artikel von Talhoffer am 18.06.2016 01:06

Shadowrun (Harebrained Schemes)

 

 


 

Ersterscheinung:

Original: 1993 (SNES)

Remake: 2013 (PC, IOS)

Hersteller:

Original: Beam Software

Remake: Harebrained Schemes

Genre:

 SRPG

FE-Relation:

runden- und gridbasiertes SRPG mit individuellen Einheiten

 

 

Beschreibung

Ursprünglich ist Shadowrun ein sehr beliebtes Pen-&-Paper-Rollenspiel aus dem Jahre 1989, das High Fantasy à la Herr der Ringe mit Folklore aus aller Welt vermengt und in ein Cyberpunk-Setting schmeisst. Dreh- und Angelpunkt der Reihe ist das "erwachen der sechsten Welt", das nach Ende des Maya-Kalenders 2012 eintraf und alle möglichen Märchen- und Folkloreviecher auf die Weltbevölkerung losliess. Die meisten Spiele beginnen um das Jahr 2055. Megacorporations, die oftmals von raffgierigen und gefährlich intelligenten Drachen (oder schlimmerem) geführt werden, dominieren in vielen Ländern die Regierungen und bekämpfen sich stillschweigend gegenseitig mit Sabotageakten, Spionage, Entführung und anderen schmutzigen Aktionen. Zur ausführung solch fragwürdiger Jobs nutzen sie die Dienste sogenannter "Shadowrunner", kleinkriminelle Laufburschen, Söldner und Spione, die für die richtige Bezahlung alle möglichen Aufträge durchführen. Die Franchise wurde bereits mehrmals als Videospiel umgesetzt, unter anderem 1994 als Action-RPG für die Sega Megadrive und 2007 als Multiplayer-Shooter für PC. Doch hier möchte ich mich auf das Remake des 1993 entwickelten NES-Spiels und dessen Ableger konzentrieren.

Ähnlich wie in Fire Emblem kämpft man sich mit einer begrenzten Zahl an individuellen Charakteren auf einem Raster, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Dies ist von Mission zu Mission unterschiedlich und können sich auch innerhalb der Story von einem Moment auf den anderen ändern: Mal muss man eine bestimmte Anzahl Runden die Stellung halten, mal innerhalb einer beschränkten Anzahl Runden den Ausgang erreichen, manchmal Feinde umgehen und nicht selten einfach alles innerhalb eines Raums umnieten. Auch ähnlich wie in Fire Emblem ist die Positionierung der Einheiten ein wesentlicher Aspekt der Taktiken: Einheiten können hinter Objekten in Deckung gehen, mit ihrer Umgebung interagieren (zum Beispiel mit Falltüren, Geschützen oder Terminals zum hacken) oder auf Feldern mit Statboosts (sogenannten Ley-Lines) positionieren. Damit hören allerdings auch schon die spielmechanischen Ähnlichkeiten mit Fire Emblem auf. Das Kampfsystem selbst erinnert von der Bedienung her eher an Titel wie XCOM oder Wasteland 2. Gespielt wird von der isometrischen Perspektive aus. Jede Einheit hat auf Basis ihrer Werte eine bestimmte Anzahl AP, mit denen sie sich bewegen, angreifen oder bestimmte Skills einsetzen kann. Es gibt kein Permadeath.

Im Kontrast zu Fire Emblem bieten diese Shadowrun-Titel auch Downtimes innerhalb der Missionen. Nachdem etwa ein Raum von Gegnern gesäubert wurde, hat der Spieler oftmals die Gelegenheit, das Areal nach Loot zu durchsuchen, mit NPCs zu interagieren und leichte Puzzles zu lösen, um die Story voranzutreiben. Die Skills des Spielercharakters können zudem alternative Lösungen für Puzzles oder Gesprächsoptionen in Dialogen freischalten.

Die Handlungen der HBS-Shadowrunspiele sind lose miteinander verbundene Geschichten in verschiedenen Teilen der Welt (Seattle, Berlin, Hong Kong) und zeichnen sich durch solides, wenn auch für manchen ein bisschen überladenes Writing aus. Der besondere Reiz an den Geschichten ist neben dem unkonventionellen Setting auch der Umstand, dass man nicht unbedingt als Helden spielt, die über die finsteren Mächte triumphieren. Vielmehr befindet man sich in der Rolle von Kleinganoven, die irgendwie über die Runden zu kommen versuchen und deren grösster Triumph oftmals nur darin besteht, die Welt ein bisschen weniger schrecklich zu machen. Trotzdem sind die Spiele nicht gänzlich frei von Humor und stecken den Spieler immer wieder in abgefahrene Situationen (eine davon beinhaltet zum Beispiel einen Kung-Fu-Filmemacher und seine Vampir-Buchhalterin).

Auch optisch gesehen ist das Spiel ziemlich interessant: Während die Einheiten auf der Karte als simple 3D-Modelle dargestellt sind, setzen sich Umgebung und Hintergründe aus detailliert ausgearbeiteten Sprites zusammen.

 

Wem also mal der Sinn nach etwas unkonventionellem steht, mit Science Fiction und Cyberpunk etwas anfangen kann und von den Spielmechaniken kein zweites Fire Emblem erwartet, findet hier mit Sicherheit etwas, das ihm gefällt.

Historie

Jahr

Spiel

Plattform

1993

Shadowrun (Original)

SNES

2013 Shadowrun Returns PC, IOS
2014 Shadowrun: Dragonfall PC, IOS
2015 Shadowrun: Hong Kong PC

 

Darum ist es für FE-Fans interessant

Shadowrun Returns, Dragonfall und Hong Kong haben rein spielmechanisch nicht allzu Ähnlichkeiten mit FE, auch wenn beide Reihen rundenbasierte Strategie-RPGs sind. Genau wie in FE spielt man aber nicht mit gleichförmigen, gesichtslosen Einheiten, sondern mit Charakteren mit individuellem Aussehen, Stats und (von Dragonfall an) Persönlichkeiten, über die man im Laufe der Geschichte mehr erfährt. Ausserdem bieten die jeweiligen Settings und Handlungen eine erfrischende Abwechslung zur klassischen Heroic Fantasy, die wir aus so vielen Fire Emblem-Ablegern kennen, gestützt durch das Worldbuilding eines der beliebtesten Pen-&-Paper-RPGs überhaupt.
Modder können zudem problemlos auf die Werkzeuge und Assets zugreifen, eigene Kampagnen, Items, Sprites und Patches erstellen und ihre Kreationen via Steam-Workshop hochladen.

 

Besonderheiten

  • Unkonventioneller Mix aus High Fantasy und Cyberpunk

  • SRPG-Gameplay à la XCOM mit dem einen oder anderen Twist

  • NPCs und Nebenfiguren mit interessanten Charakterisierungen und Geschichten

  • Wundervoll gestaltete urbane Dschungel auf Spritebasis

  • Kompetent (wenn auch etwas wortreich) erzählte Haupt- und Nebengeschichten

  • Mod-Support und Toolkit

Media

 

 
 

 

 

 

 

 

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